Dragomir Christinel

Am 14. März 1992 erschlägt eine Gruppe Jugendlicher Dragomir Christinel, 18, in Saal bei Rostock bei einem Angriff auf eine Unterkunft für Schutzsuchende.
In der Nacht zuvor waren rumänische Jugendliche aus der Petersdorfer Diskothek „Flying Disco“ geworfen worden. Als zwei rumänische Jugendliche im Anschluss vor zehn deutschen Jugendlichen flüchten, wird einer der Deutschen mit einem Messer verletzt. Um sich für diesen Vorfall zu rächen, versammelten sich am Abend des 14. März etwa 25 Jugendliche in Petersdorf und drangen später durch ein Fenster in die Unterkunft für Schutzsuchende ein.
Während sich die meisten der Bewohner*innen im Gemeinschaftssaal aufhielten, stießen die Angreifer in einem Zimmer auf Christinel und einen weiteren Schutzsuchenden. Aufgrund seiner schweren Verletzungen musste dieser Schutzsuchende später im Krankenhaus behandelt werden. Christinel versuchte sich noch mit einem Kissen vor Schlägen zu schützen, doch John Peter G. (19) aus Ribnitz traf ihn auf dem Bauch liegend „mit einem stumpfen Gegenstand“ tödlich an Hals und Kopf. Christinel starb kurz darauf an einer Hirnblutung.
Christinel lebte seit Dezember 1991 als Schutzsuchender in Rostock und befand sich nur um Freunde zu besuchen in Saal.
Obwohl der Wachschutz der Unterkunft offenbar das Schweriner Innenministerium über den Vorfall und die Drohungen vom Vorabend informiert hatte, verzichteten Polizei und Ministerium darauf, die Sicherheitsmaßnahmen zu verstärken.
Erst nach zwei Tagen informierten Polizei und Staatsanwaltschaft die Presse, weil das Mecklenburg-vorpommersche Innenministerium zunächst eine Informationssperre erlassen hatte. Am 25. Juni 1992 verurteilte das Rostocker Bezirksgericht den geständigen Hauptverdächtigen John Peter G. wegen Körperverletzung mit Todesfolge und schwerem Landfriedensbruch zu einer Jugendstrafe von zweieinhalb Jahren. Zwei weitere Angreifer erhielten Bewährungsstrafen.

Weiterführende Informationen:

PRO BLEIBERECHT in Mecklenburg-Vorpommern

Foto: PRO BLEIBERECHT in Mecklenburg-Vorpommern

By | 2022-04-07T12:05:54+02:00 April 10th, 2021|Rechte Gewalt|0 Comments