Am 21. Mai 1974 stirbt Neşet Danış im Hamburger Krankenhaus Heidberg an schweren Kopfverletzungen.
16 Tage zuvor, am 5. Mai, hatten türkische Rechtsextreme eine Versammlung des Türkischen Arbeitnehmervereins für Hamburg und Umgebung in Norderstedt angegriffen. Während ihres Überfalls auf die Versammlung im Restaurant „Zum tiefen Brunnen“ schlugen die Männer aus dem Umfeld der „Grauen Wölfe“ – zu den Anfeuerungsrufen eines türkischen Konsulatsmitarbeiters – mit Stühlen und Stuhlbeinen um sich. Sechs bis acht Schläger prügelten so lang auf Danış ein, bis er am Boden liegend kein Lebenszeichen von sich gab und mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht wurde. Neben dem 30-jährigen Bauigenieur kamen noch vier weitere Besucher*innen der Versammlung schwer verletzt ins Krankenhaus.
Auf der Versammlung des Türkischen Arbeitnehmervereins sollte ein neuer Vorstand gewählt werden, nachdem der alte, ausschließlich aus Personen aus dem Umfeld des türkischen Generalkonsulats bestehende Vorstand am 21. April abgewählt worden war und die Vereinssitzung daraufhin im Tumult beendet wurde. Auf der anschließenden, zweiten Versammlung sollte erneut versucht werden, Funktioniäre aus dem Umfeld des Konsulats in den Vorstand zu wählen. Dagegen regte sich Protest und die aufgebrachten Teilnehmer*innen schlugen eigene Kandidat*innen vor. Die Lage eskalierte, als der Schlägertrupp auf Geheiß türkischer Konsulatsmitarbeiter in den Saal stürmte.
Berichten von Versammlungsteilnehmer*innen zufolge nahm die Polizei nach Rücksprache mit Vertretern des türkischen Generalkonsulats anstelle der Täter fünf Personen aus dem Umfeld der kritischen Arbeitnehmer*innenvertreter*innen wegen Landfriedensbruch fest. Erst nach 18 Tagen wurden diese aus der Untersuchungshaft entlassen und das Ermittlungsverfahren am 14.11.1974 ergebnislos eingestellt.
Am 11. Mai versammelten sich 500 Personen vor dem türkischen Konsulat, um gegen die Ereignisse in Norderstedt zu protestieren. Kommunistische Gruppen solidarisierten sich mit den Protesten türkischer Arbeitnehmer*innen.
Auf einer Versammlung im Hamburger Audimax sprach auch Danış Witwe vor 1.200 Menschen. An einer Protestdemonstration am 1. Juni nahmen 2.000 Menschen teil. Der Kommunistische Bund Westdeutschland (KBW) organisierte am 11. Juni ein sogenannten Tribunal und wies auf die Beteiligung des türkischen Konsulats in den Angriff auf die Vereinsversammlung hin.
Trotz der spontanen Solidarisierungen verblasste die Erinnerung an den Angriff vom 5. Mai nach einiger Zeit. Wer für den Tod von Neşet Danış verantwortlich war, ist bis heute nicht klar.